Julius Fröbel
Geboren 1805 in Griesheim (Fürstentum Schwarzburg Rudolstadt - Heiliges Römisches Reich deutscher Nation)
Gestorben 1893 in Zürich (Kanton Zürich - Schweiz)
Konfession: evangelisch
6. Oktober 1848 bis 18. Juni 1849 Abgeordneter der Deutschen Nationalversammlung
Früh verwaist, wuchs der Pfarrerssohn J.F. im Kinderheim seines Onkels, des Pädagogen Friedrich Fröbel auf.
Er studierte Mineralogie und Geographie (einer seiner Studienfreunde war Gabriel Riesser) und wurde schließlich Professor in Zürich. Um seinen politischen Interessen besser nachgehen zu können, legte er die Professur nieder und wurde ein erfolgreicher Verleger und Herausgeber. Er hatte Kontakte u.a. zu Ruge und Herwegh. Mit seinem „Deutschen Boten aus der Schweiz“ wirkte er in den gesamten deutschen Sprachraum. Unter dem Pseudonym „Junius“ veröffentlichte er eine grundlegende Theorie der politischen Demokratie.
Im März 1848 wurde J.F. Redakteur der „Deutschen Volkszeitung“ in Mannheim und berichtet vom republikanischen Standpunkt aus über die Ereignisse. Bald stellte sich angesichts der verminderten Chancen für eine Republik Sorge über die Entwicklung der Revolution ein.
Am 14. Juni 1848 wurde J.F. vom Demokratenkongress in Frankfurt am Main zum Präsidenten gewählt. Er setzte sich entscheidend gegen die zu Beginn des Kongresses weit verbreiteten kommunistischen Positionen durch. Reisen dienten der Organisation des Aufbaus einer Demokratischen Partei im Deutschen Bund. An sehr vielen Orten gab es erhebliche Probleme durch örtliche Verbote und Verfolgungen. Als es Fröbel nicht gelang, den Einfluß der Kommunisten zu brechen, trat er von seinem Vorsitz zurück. (Auch sein Nachfolger Bamberger scheitert an diesem Problem und trat nach dem II. Demokratenkongreß in Berlin zurück.)
Am 6. Oktober 1848 nahm er ein Angebot an, ein frei gewordenes Abgeordnetenmandat eines thüringischen Wahlkreises zu übernehmen.
Sofort suchte er den Zusammenschluß seiner Fraktion „Donnersberg“ mit der Fraktion „Deutscher Hof“, Gemeinsam mit Robert Blum reiste er nach Wien und kämpfte dort als Hauptmann einer Kompanie gegen die kaiserlichen Truppen. Gefangengenommen und zum Tode durch den Strang verurteilt wurde er von Windischgrätz begnadigt und nach Sachsen abgeschoben.
In der Verfassungsdebatte vertrat Fröbel seine eigene Position: eine Präsidialrepublik nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten und der II. französischen Republik mit Wien als Hauptstadt sollte auch die nicht zum Deutschen Bund gehörenden fremdsprachigen Gebiete Österreichs umfassen und auch der Schweiz und anderen Ländern zum Beitritt offenstehen.
Nach der Entscheidung für eine kleindeutsche parlamentarische Monarchie mit hohenzollerschem Erbkaiser unterzeichnete er aber die Verfassung und trat für deren Durchsetzung bis zum Einsatz des eigenen Lebens konsequent ein.
Er war maßgeblich an der Organisation der „Märzvereine“ beteiligt, deren zentralen Kongreß im Mai 1849 in Frankfurt am Main er leitet.
Er blieb in der Nationalversammlung bis diese (Rumpfparlament in Stuttgart) am 18. Juni 1849 von württembergischen Truppen gewaltsam aufgelöst wurde, entkam, nahm an der Reichsverfassungskampagen in Baden teil und floh im Juli in die Schweiz.
Die Emigration führt ihn in die USA und nach Mittelamerika. J.F. wurde US-Bürger und war als Journalist, Unternehmer und Forschungsreisender tätig. Ein ehrgeiziges Projekt, in Nicaragua einen Kanal zwischen den Ozeanen zu bauen, scheiterte. 1856 setzte er sich zusammen mit Hecker und Struve für die Republikanische Partei ein, die diesen Wahlkampf noch verlor.
J.F. kehrte aber 1857 nach Europa zurück, wo er in der Schweiz und in verschiedenen deutschen Staaten als Publizist und politischer Schriftsteller tätig war.
„was wirklich ist, das ist vernünftig und was vernünftig ist, das ist wirklich“(Hegel, Rechtsphilosophie) Das völlige Scheitern des republikanischen Prinzips in Europa, die bevorstehende Spaltung der demokratischen Republik in Nordamerika mit ungewissen Zukunftsaussichten, vielleicht auch negative persönliche Erfahrungen mit seinen eigenen kapitalistischen Projekten: J.F. widerstand dem (deutsch-europäischen) Zeitgeist nicht und wurde „Realpolitiker“.
J.F. sollte viele seiner hervorragend begründeten demokratisch republikanischen Grundsätze, die sich von 2000 aus betrachtet ganz im Gegensatz zu dem Manifest seiner Widersacher Marx und Engels als „zukunftsbeständig“ erwiesen haben, Zug um Zug wieder aufgeben.
An die Stelle der „Volkssouveränität“ trat in seiner neuen Theorie der Politik die „Staatssouveränität“.
J.F. lehnte eine rein kapitalistische Marktwirtschaft ebenso ab, wie eine sozialistische Wirtschaftsweise. Er befürwortet genossenschaftliche Organisationsformen und staatliche Wirtschaftslenkung.
J.F. wurde ein von vielen Regierungen umworbener hoch angesehener politischer Denker und Publizist. Er wollte jetzt eine große westeuropäische Föderation unter Führung des II. Französischen Kaiserreiches, um ein machtpolitisches Gegengewicht gegen das im Krimkrieg bedrohlich gestärkte Rußland zu schaffen. Über den „Deutschen Reformverein“ nahm er Einfluß auf die österreichischen Pläne zur Reform des Deutschen Bundes, aber die Realien der deutschen Politik nahmen einen anderen Verlauf. Der preußische Sieg in der Schlacht von Königgrätz 1866 wurde zum letzten großen Wendepunkt der deutschen Frage im 19. Jahrhundert. „Nicht wer recht hat, sondern wer recht behält, ist die große Frage der Politik. [ ...] Auf der Rückseite der Münze jedoch, auf der die Gedankensouveräne Kant, Fichte und Schelling zu sehen sind, steht nun einmal Bismarck.“ Fröbel bereitete von da an die öffentliche Meinung der süddeutschen Staaten auf die Verbindung mit Preußen vor und trat direkt in preußische Dienste. Nach 1873 wurde er Konsul des Deutschen Reiches in Smyrna (heute Izmir) und später in Algier und zog sich erst im Alter von 84 Jahren ins Privatleben in die Schweiz zurück, um seine Memoiren zu verfassen. Er war stets bestrebt, seine Anschauungen mit dem für geschichtsmächtig Eingeschätzten in maximale Übereinstimmung zu bringen.
Abbildung: gestaltet nach einer Lithographie, die 1848 oder 1849 in Frankfurt am Main gedruckt worden ist.
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Gerhard-Hermann Kuhlmann 13.10.2007 (Version 1.1)