Karl Blind
Geboren 1826 in Mannheim (Baden - Deutscher Bund)
Gestorben 1907 in London (Großbritannien)
Konfession: nicht ermittelt
K.B. stammte aus armen Verhältnissen. Seine hohe Begabung und Beredsamkeit fielen auf, und ein großherzogliches Stipendium erlaubte ihm den Besuch einer höheren Schule und ein Studium in Heidelberg. Aus politischen Gründen wurde er relegiert und strafrechtlich verfolgt. Sein Verteidiger vor Gericht war Friedrich Hecker. Einer breiten Öffentlichkeit wurde Blind bekannt durch sein Liebesverhältnis zu der Bankiersgattin Friederike Cohen. Beide wurden im Sommer 1847 wegen der Verbreitung revolutionärer Flugschriften vorübergehend verhaftet. Im II. Badischen Aufstand im September 1848 wirkte Blind als führender Aktivist an der Seite Struves und geriet mit ihm in Gefangenschaft. In der Reichsverfassungskampagne befreit, stieg er zum Chefredakteur der Karlsruher Zeitung, des Organs der republikanischen badischen Regierung Brentano auf. Ende Mai 1849 wurde er nach Paris entsandt. Es gelang ihm dort den polnischen General Mieroslawski für das Kommando der vereinigten badisch-pfälzischen Truppen zu gewinnen. In Paris unter Napoleon III. verhaftet und nach England ausgewiesen, hielt er an seinen radikal-demokratischen Ansichten fest und wurde als englischer Journalist sehr erfolgreich. Nicht zuletzt deshalb begegneten ihm andere Emigranten (u.a. Marx und Engels) mit Mißgunst. Sein Stiefsohn Ferdinand Cohen-Blind verübte 1866 ein Pistolenattentat auf Bismarck. Blind war neben Struve der prominenteste deutsche Vertreter eines Typs Revolutionär, der Politik in erster Linie in der Form von Verschwörungen, Aufstandsprojekten und direkter, auch terroristischer, Aktion gegen die Herrschenden sah. Er entsprach damit - auch wegen seiner Herkunft aus einfachen Verhältnissen und seiner gescheiterten akademischen Karriere - dem Phantombild, das in der Folgezeit von Revolutionären in Deutschland gepflegt wurde und das als Feindbild auf alle republikanischen und demokratischen Bestrebungen projiziert wurde.
Die Abbildung auf der Spielkarte zeigt ihn in einer Pose als Wirtshausredner. Auch in seiner Kleidung weist er sich als Revolutionär aus: "Heckerhut" mit Hahnenfeder (1849 verboten), blaue Bluse, rotes Halstuch und schwarz-rot-goldene Schärpe.
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Gerhard-Hermann Kuhlmann 13.10.2007 (Version 1.2)