Aufzeichnungen von Martha Teutmeyer aus den Jahren 1946 - 1951
3. März 1948
Eine erlebnisreiche Zeit liegt hinter uns. Ende August vorigen Jahres hat sich Hans mit Ruth verlobt. Die Verlobung wurde Silvester veröffentlicht, der Vater war zuerst gegen die Verlobung, hat sich aber jetzt damit abgefunden. Am Sonnabend den 28. II., abends 6 ½ Uhr sind die beiden standesamtlich getraut worden. Onkel Mux und ich waren Trauzeugen. Gestern morgen ist Ruth nach Köln abgefahren und kommt am Tag nach Palmsonntag wieder. Die kirchliche Trauung soll am 1. Ostertag um halb 8 Uhr sein. Am vergangenen Sonntag vor dem Gottesdienst, ist Ruth in unserer alten Dorfkirche in die Gemeinde aufgenommen worden.
9. März 1948
Eben läuten im Dorf die Glocken zu Heinrich Hahnes Beerdigung. Auch mit ihm starb ein Teil des Teuthofes, nicht wegzudenken aus dem Abschnitt der Teuthofgeschichte, die wir miterlebt haben. Vor etwa 100 Jahren kam sein Vater nach Lippe, zuerst als Soldat und dann als Schäfer auf dem Teuthof. Seine Frau soll sehr streng und knittelig gewesen sein, die ihren beiden Kindern Heinrich und Minna ihr „ettwiges?“ Temperament vererbte, während der ruhige, rundliche Vater wohl fur die Barockbeine verantwortlich war. Der alte Hahne starb 1923 und seine beiden Kinder blieben unverheiratet und wohnten weiter in dem kleinen Häuschen neben unserem Wohnhaus am Hermannsweg. Der Sohn, der in den folgenden Jahren selbst zum alten Hahne wurde, war etwa bis zum 70. Jahr Kassenbote an der Landesbank, wofür er sich mit seinem ausgesprochenen Sinn für Ehrlichkeit besonders gut eignete. In den letzten Jahren war er wie seine Schwester immer kränklich und hinfällig, sodaß wir alle glücklich waren, als es endlich gelang, die beidem am Tage nach Weihnachten 1947 in eine Altersheim zu bringen wo sie sich für kurze Zeit ihres Lebens sehr wohl gefühlt haben. Am Mittwoch voriger Woche haben Eva und Ulla den alten Hahne noch mit Kuchen und Most zum Geburtstag im Meinberger Altersheim besucht und gratuliert. Und am Dienstag dieser Woche, am 16. März, rief das Altersheim bei uns an, um uns zu sagen, daß er mittags um 1 ¾ Uhr unerwartet verstorben sei.,
25. März 1948
Im Rundfunk ist für Ostern gutes Wetter angesagt