Udo Ernst in PRINZ-Ruhrgebiet 12/98:

"Spiel Geschichte!

Gerhard Kuhlmann inszeniert die deutsche Revolution von 1848 als Kartenspiel

Von den Deutschen wird immer wieder gern gesagt, daß sie die Weltmeister im Spielen sind. Natürlich eine unbeweisbare Behauptung. Aber auf jeden Fall sorgt die ausgeprägte Spielleidenschaft für eine interessante Spielelandschaft, in der neben den marktbeherrschenden Großverlagen auch etliche Kleinverlage ihre Nische gefunden haben. Gerhard Kuhlmann hat sich auf Geschichtsspiele verlegt. Und meint es damit ernst. Spiele wie ”Kampf um Rom” und ”Welfen und Staufer” nehmen die historischen Ereignisse nicht einfach nur als Hintergrundillustration. Es geht immer auch um die geschichtliche Situation, die jedoch mehr als nur nachgestellt werden soll. Der offene Spielverlauf steigert den Spielwert und stellt alternative Geschichtsverläufe spielerisch zur Diskussion. ”1848”, Kuhlmanns neustes Spiel, setzt das deutsche Revolutionsjahr 1848 als Kartenspiel in Szene, bei dem Demokraten, Republikaner, Liberale und Reaktionäre um die Vorherrschaft im Staate kämpfen. Aktionskarten rücken die Abfolge der politischen Ereignisse ins Bild, dienen beim Basisspiel aber nur als Spielrundenanzeiger. In jeder Runde ziehen die Spieler jeweils vier Karten: zwei Personenkarten, die eine geschichtliche Persönlichkeit einer politischen Gruppierung zuordnen und ’ ihre Spielstärke festlegen, und zwei Zusatzkarten wie Presse oder Guillotine, die sich auf die politische Gesinnung auswirken können. Durch geschicktes Ausspielen der Karten versuchen die Spieler, die Runde für ihre stärkste politische Kraft zu gewinnen; diese zieht mit der erreichten Stimmenzahl ins Parlament ein. Am Ende hat ”1848” zwei Sieger: den Spieler mit den meisten gewonnenen Runden und die Partei mit den meisten Parlamentssitzen, die damit auch die Revolution gewinnt. ”1848” ist ein auf den ersten Blick schlicht erscheinendes, aber überraschend komplexes Spiel zur deutschen Revolution. Erweiterungsregeln, die auch die Armeen der um ihre Macht fürchtenden Monarchen ins Spiel einbeziehen und so die reaktionäre Seite stärken, sind ... im Internet abrufbar."

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