Belgische Neutralität
Um weitere Krisen und ggf. Anschlußbestrebungen Frankreichs zu vermeiden, zielte die britische Außenpolitik auf eine internationale Anerkennung der immerwährende Neutralität Belgiens. Für dieses Ziel gewann sie auch die Staaten des Deutschen Bundes einschließlich Preußen und Österreich. Auch Frankreich und die Niederlande unterzeichneten am 19. April 1839 den Londoner Vertrag, und garantierten die Unabhängigkeit und Neutralität Belgiens.
1906 wurde der Schlieffenplan des deutschen Generalstabs bekannt. Schlieffen ging davon aus, daß das Deutsche Reich ohne feste Verbündete unter den Flankenmächten Europas (Rußland, Frankreich und England) in dem für unvermeidlich gehaltenen „nächsten Krieg“ nur dann eine Chance hätte, wenn in einer schnellen großen Umfassungsoperation das französische Heer vernichtet würde und damit Frankreich entscheidend besiegt. Das erforderte den Durchmarsch durch das seit 1839 neutrale Belgien und das seit 1867 neutrale Luxemburg.
1913 wurde der Aufmarschplan Ost vom Großen Generalstab aufgegeben. Damit gab es im Falle irgendeines Krieges, an dem das Deutsche Reich beteiligt wäre, nur noch ein Szenario. Obwohl die Situation im Sommer 1914 (das Deutsche Reich mußte seinem Bündnispartner Österreich Ungarn beistehen; Rußland hatte mobilisiert) den Krieg gegen Rußland erforderte, mußten die deutschen Heere im Westen aufmarschieren, durch Belgien und Luxemburg marschieren, Frankreich den Krieg erklären....
Mit dem deutschen Ultimatum vom 2. August 1914 und dem Angriff der deutschen Armeen am 4. August 1914 endete die Neutralität Belgiens. Am selben Tage trat die Großbritannien in den Krieg ein.
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Gerhard-Hermann Kuhlmann 12.12.2004 (Version 1.0)