Robert von Mohl

Geboren 1799 in Stuttgart (Württemberg - Heiliges Römisches Reich deutscher Nation)

Gestorben 1875 in Berlin (Preußen - Deutsches Reich)

Konfession: evangelisch

31. März bis 3. April 1848 Mitglied des Vorparlaments

18. Mai 1848 bis 30. Mai 1849 Abgeordneter der Deutschen Nationalversammlung

5. August 1848 bis 30. Mai 1849 Reichsjustizminister

R.v.M. stammt aus einer Professorenfamilie. Er studierte in Tübingen, Heidelberg und Göttingen und war aktiver Burschenschaftler. Seit 1835 Abgeordneter im württembergischen Landtag nahm der Professor der Rechtswissenschaft regen Anteil am politischen Leben. R.v.Ms. Publikationen über Verfassung und Staatsrecht in Frankreich, England, Amerika sowie den süddeutschen Staaten gehören zu den bedeutenden juristischen Werken des 19. Jahrhunderts. Mohl lehnte die Demokratie nach us-amerikanischem Vorbild für Europa ab, weil die Herrschaft der Mehrheit zu einer kulturlosen und bildungsfernen Massengesellschaft führe und favorisierte eine parlamentarische Monarchie nach britischem Vorbild. Er prägte den Begriff „Rechtsstaat“ als Gegensatz zum „Polizeistaat“.

R.v.M. war Mitarbeiter am Rotteck-Welckerschen Staatslexikon und schrieb in der liberalen Deutschen Zeitung. Seine politische Einstellung kostete ihn seine Professur in Tübingen. 1848 wurde er von einem württembergischen Wahlkreis in die Nationalversammlung gewählt. Er schloß sich dort den linken Liberalen an. Vom August 1848 bis zur Auflösung der Reichsregierung im Mai 1849 war er Justizminister der Zentralgewalt. Zahlreiche Gesetze der Nationalversammlung wurden von ihm gestaltet. (Als einziges der nach 1848 in Kraft bleibenden Bestimmungen überlebte kurioserweise die allgemeine deutsche Wechselordnung.) Im November mußte er die praktisch-politische Ohnmacht der demokratisch legitimierten Regierung gegenüber der Militärgewalt der Monarchenarmeen erfahren, als er versuchte, die Vollstreckung des standrechtlichen Urteils gegen Robert Blum zu verhindern.

Nach 1849 wirkte er als Professor in Heidelberg und hatte neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit verschiedene politische Funktionen im badischen Staat inne. 1874 wurde er als Nationalliberaler in den deutschen Reichstag nach Berlin gewählt.

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Gerhard-Hermann Kuhlmann 15.01.2004 (Version 1.1)